Es ist Sommer, verdammt
warmer Sommer. Die Schweißtropfen verteilen sich über seinem ganzen Körper,
denn er läuft durch die pralle Sonne. Das vertrocknete Gras am Wegesrand
scheint fast abgestorben zu sein. Er nimmt seine Wasserflasche und verteilt das
nasse Gut über den ganzen umliegenden Boden. Er selbst bekommt nichts ab, was
er auch nicht will, denn sein Ziel hat er schon fast erreicht. Am Horizont
erkennt er das gelbe Schild seines Lieblingsortes. Nun schleicht sich ein
leichtes Lächeln auf sein Gesicht, die Vorfreude steigt. Durch die Musik, die
nebenbei läuft, scheint er zu fliegen. Ihm ist gar nicht mehr warm, zumindest
spürt er die Hitze nicht. Die ersten Häuser tauchen auf. Er rennt zum großen
Gerstenfeld, denn am Rand wachsen Kornblumen, Schafgabe und andere bunte
Pflanzen. Er pflückt viele davon, bis er keine weitere Blume mehr halten kann. Dann
geht er weiter, mit diesem großen Strauß.
Die Sonne steht im Zenit, scheint ihn
zu erdrücken, so viel Wärme gibt sie ab, aber es stört ihn nicht. Er geht die
Straße hinab, nur mit einem Ziel vor den Augen. Irgendwann bleibt er stehen, vor
einem kleinen Haus mit Vorgarten, in dem viele bunte Blumen wachsen. Durch ein
Fenster sieht er sein Mädchen, das ihn schon erwartet. Er, völlig
durchgeschwitzt, versteckt den großen Strauß hinter dem Rücken, welcher schon
relativ ausgetrocknet ist. Sein Schatz öffnet ihm die Tür. Küsse, tausend Küsse
und sie krallt sich an ihm fest, umarmt ihn, lässt ihn lange nicht mehr los. Es
ist, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen. Das Mädchen nimmt lächelnd die
vielen Blumen entgegen und holt eine Vase, die sie mit kühlem Wasser füllt und
in welche sie den Strauß legt.
Sie küsst nun wieder ihren Freund und fragt ihn,
was sie an diesem Tag unternehmen wollen. Ihm ist es egal, er sagt ihr, er wäre
mit allem zufrieden, Hauptsache, sein Schatz ist bei ihm. Sie holt ihm Wasser
aus dem Keller, natürlich welches aus der Glasflasche. Er schätzt ihre
Genauigkeit sehr. Die beiden ziehen sich Badesachen an und gehen raus in die
Hitze zum Pool. Das Mädchen schubst ihren Freund in das kalte Wasser, er
spritzt sie dafür ab. Die Tropfen auf ihrer Haut vermehren sich und schließlich
springt sie auch ins Wasser. Küsse über und unter dem kühlen Nass, bis sie stoppen
müssen, um atmen zu können.
Die Zeit verfliegt, langsam bewegt sich die Sonne
über den blauen Himmel in Richtung Westen. Er sucht sich einen langen Grashalm
und streicht mit diesem über die Haut seiner Freundin. Lachend schlägt sie um
sich, versucht ihn von sich fern zu halten, aber er umklammert sie, gibt ihr
wieder Küsse. Den beiden wird es zu warm, sie gehen in das Haus, sehen das
weiße Klavier im Wohnzimmer stehen und ohne nur ein Wort miteinander zu
sprechen, sind sie sich einig, was sie als nächstes machen wollen. Er spielt
für seine Freundin viele unbekannte Lieder, die ihr das Herz berührend. Sie
liegt auf dem Boden, träumend, verliebt wie noch nie. Später muss sie für ihn
spielen. Er umarmt sie von hinten und schaut ihr auf die Hände und achtet
darauf, wie sich die einfachen Bewegungen in wunderschöne Melodien verwandeln. Pure
Leidenschaft, beiderseits.
Der Junge bekommt Hunger und die beiden bereiten sich
ein prächtiges Abendbrot vor, welches sie im Garten, auf der Picknikdecke
sitzend, verspeisen. Später legen sie sich hin, schauen gemeinsam in den Himmel
und beobachten das Schauspiel. Er färbt sich von einem blau in ein weiß, dann
zu einem gelb, bis hin zu einem tiefen Orange. Die Sonne verschwindet hinter
Nachbars’ Haus und die blaue Stunde beginnt. Sie reden über Gott und die Welt,
alles was ihnen gefällt und was sie bedrückt. Nichts ist mehr geheim. Am Himmel
tauchen die Sterne auf. Sie suchen den hellsten, denn dieser gehört nur ihnen. Der
Vollmond strahlt hell in die warme Nacht und die Glühwürmchen beginnen, zu
fliegen. Ein riesiges Lichtermeer verteilt sich über dem Paar. Sie liegen auf
der Decke, Arm in Arm, bis sie gemeinsam einschlafen…