06.02.2013

Mein erstes Tv-Noir Konzert

 Ohhh, war das schön! Ich explodierte förmlich vor Vorfreude.


Die Sonne verabschiedete sich gerade mit einem orangefarbenen Streifen am Himmel, während ich, seit langem mal wieder, Enno Bunger lauschte. Es liefen noch tausend andere Lieder. Ich war bedächtig, allein und unentwegt damit beschäftigt, an gewisse Personen zu denken. 
Melancholie beherrschte mich bis Dresden. Es war mittlerweile schon dunkel geworden, die Lichter der Stadt erhellten meine Augen. Sie funkelten wie Sterne. Meine Aufregung war auch nicht mehr zu stoppen. Ich quatschte die ganze Zeit von Enno. 
Das Gebäude war ziemlich abgewrackt, aber hatte auch irgendwie seinen Anreiz. Eben eine richtige Scheune. Papa zeigte die Eintrittskarten und schließlich suchten wir uns Sitzplätze. Gähnende Leere im Raum. Die erste Reihe war frei. Ich ergriff meine Chance und setzte mich natürlich promt auf den besten Platz im ganzen Saal, direkt vor seinem Klavier und mit Blick über die ganze Bühne. Besser konnte es doch gar nicht laufen. Wir waren schon eine Stunde früher da. Der Saal füllte sich nur langsam. Ich erfreute mich an der Bühne. Sie war wie ein Wohnzimmer eingerichtet (Typisch Tv-Noir), ganz vorne stand ein alter Fernseher, auf dem Tv-Noir stand und der ganze Podest war mit Instrumenten aller Art gefüllt: 3 Keyboards, 1 Klavier, Akkordeon, Gitarre, Schlagzeug und gewisse andere Trommeln bzw. Rasseln. Irgendwann betraten sie endlich die Bühne. 4 Leute: Enno, Onno, Matze und Charlotte. Enno Bunger begann. Abspann. Sein einziges Wort davor war „Moin!“ gewesen. Er berührte mich vom ersten Ton an. Enno sang so schön, so sauber und perfekt. Dann war Me And My Drummer an der Reihe. Man eh, Charlotte hatte echt eine geile Stimme. Sie ging richtig ab und rockte mit Matze die Bühne. Man merkte total, wie sie ihre Lieder lebte. Matze war auch echt cool drauf. Er sah aus wie Matthias Schweighöfer und konnte richtig genial Schlagzeug spielen. Ich liebte es jedes Mal, wenn der Boden und die Bühne vor meinen Augen vibrierten. Dann Sprang der Staub auf und ab und der Bass bestimmte meinen Herzschlag. In solchen Momenten versinke ich. Manchmal vermisste ich eine Melodie, jene war bei Charlottes Liedern teilweise vollkommen ausgelassen worden, aber doch hatte es irgendwie etwas eigenes, ganz besonderes. Und wieder war Enno an der Reihe. Er spielte diesmal mit Onno. Man, war der niedlich. Er stand die ganze Zeit dumm rum und guckte ins Publikum. Der Gute zupfte ein bisschen an seiner Gitarre rum, hatte also im Grunde gar nichts groß zutun und kam mir etwas verwirrt rüber, weil er manchmal komisch guckte. 
Me And My Drummer spielte wieder, aber leider weiß ich gar nichts mehr groß davon, weil ich einfach keinen Bezug zu der Band hatte, schließlich hörte ich sie an dem Abend das erste Mal. Aber es klang gut! Ich mochte die Trommeln und alles drum herum.
Mit dem Fotografieren klappte es nicht so ganz. Es war viel zu dunkel und verboten war es eh, also gingen wir kein größeres Risiko ein. Am meisten berührten mich Ennos letzte Lieder. Er erinnerte mich schrecklich doll an alte Zeiten zurück. Ich liebte es, wie er von seiner Jugend in Ostfriesland erzählte. Wieder quatschte er über den Hochzeitsmarsch, den er zur Trauerfeier spielte und über seine Abende in den Bars, als er dort Klavier spielte. So ein sympathischer Mensch. Wir lachten oft über seine Witze, über das was er sagte, weil es vollkommen normal, echt und unbeschwert auf uns wirkte. 
Das Publikum war begeistert. Von beiden Acts. Ich jedoch, der gute alte Ennofan, ließ mich nicht ganz von Me And My Drummer überzeugen. Viel lieber versank ich dann im vermeintlich letzten Lied an diesem Abend: Regen. Ohh, wie er Klavier spielte, wie Onno ihn begleitete, wie Matze das Schlagzeug betätigte…Meine Gedanken versanken, Augen voller Wasser und leere Blicke in den Raum. Da hatte er mich wieder erwischt, der gute alte Schmerz. Ich dachte an alte Zeiten. Einen Moment lang. 
Es folgte die Zugabe „Ich will noch bleiben, die Nacht ist noch Jung“ als Akkordeonversion. Nur Enno und Onno. Oh, wie wir über die beiden lachten. Sie passten voll gut zusammen. Dann verließen sie die Bühne. Ohne weder ihn, noch Onno ein letztes Mal gesehen zu haben, verließen wir also die Scheune und machten uns zurück auf den Weg zum Auto. Die Rückfahrt war von seinen Liedern geprägt, bis meinem Handy der Akku ausging. Ich träumte in die Nacht,...

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