16.06.2012

Regen


Lydi ist heute bei mir zu Besuch. Ich machte uns einen Smoothie aus Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren und einer Banane. Wir schlürften das Ding und quatschten ausgelassen. Danach kam mein Klavierlehrer und ich spielte mit ihm verschiedene Lieder. Lydi hörte aufmerksam zu. Ich spielte ‚Regen’ von Enno, was wohl das einzig interessante Stück für Lydi war. Wir hörten verschiedene Lieder und schauten uns die Fotos von der Konfi an. Später zogen wir uns alte Babyvideos von mir rein und aßen Eis. Ich bekam Hunger und wir kochten gemeinsam Nudeln, die wir dann verspeisten. Während des Essens, begleiteten uns verschiedene Musiker, die für uns sangen. Wir schauten uns Bilder an und bereiteten uns dann auf einen kleinen Spaziergang vor. Jogginghose an, dann ging es los. Die Kamera, Seifenblasen und gute Musik waren im Gepäck. Wir liefen meinen Berg hoch, beobachteten den hellorangenen Himmel, der sich über uns befand. Oben angekommen bemerkten wir, dass es anfing zu regnen. Wir rannten wieder nach Hause und brachten das Handy und die Cam in Sicherheit, dann rannten wir wieder hoch, voller Emotionen. Es fing nun heftiger an zu regnen, die Wolken platzten und benieselten uns leicht. Wir gingen weiter. Kein Haus war nun mehr in Sicht, nur die Bäume begleiteten uns auf unserem Weg ins Nichts. Wir hatten kein Ziel, außer dass der Regen uns befreit. Es fing an zu blitzen und der Donner verbreitete leichte Angst in mir, aber die Neugier und die Freude waren viel größer. Wir rannten über die Straße, ein Auto kam vorbei. Dann schauten wir uns den Himmel an, mit seinen verschiedenen Farben. Er teilte sich auf, in eine dunkle Wolkenwand, die viel Nässe mit sich brachte und eine grauorangenen Schicht. Es ist echt schwer zu beschreiben, viel zu groß und unendlich war dieser Anblick. Wir rannten ins Gerstenfeld. Um uns herum blitzte es gewaltig. Wir setzten uns einfach in den Dreck, es war alles egal. Ich beschaute Lydi, sah nur sie und das Gerstenfeld herum. Der Himmel wurde nun dunkelgrau bis dunkelorange, schien auf uns herab zu fallen. Die Regentropfen wurden immer schwerer und fielen voller Leichtigkeit vom Himmel. Es war, als würde der Himmel alles ausweinen, was sich angestaut hatte. So, wie es uns auch manchmal geht. Wir hielten unsere Gesichter hoch in den Himmel, sodass der Regen sie abkühlte. Trotzdem war uns angenehm warm. Lydi stand auf, lief herum. Ich hatte Angst wegen den Blitzen, rannte ihr trotzdem hinterher. Es ging quer über das Feld. Das Laufen viel immer schwerer, denn unsere Sachen sogen sich voll mit dem Wasser des Himmels. Wir rannten zurück zur Straße, mit den Schuhen durch die Pfützen und wieder an den Bäumen vorbei. Es folgte ein langer Sprint, entlang der Bäume, durch den monsoonartigen Regen. Wir vergaßen alles Schlechte, genossen einfach die Zeit zu zweit in dieser einzigartigen Kulisse. Der Himmel fing nun an, aufzureißen. Wir beobachteten das seltene Schauspiel. Ein kleiner hellorangener Spalt zog sich über uns durch die dunklen Gewitterwolken. Dahinter befand sich hellblauer Himmel. Es war nun mittlerweile 21:30 Uhr und trotzdem noch so hell wie am Tag. Es faszinierte uns. Wir zogen unsere Blusen aus und liefen im Top wieder in Richtung zu Hause. Unterwegs schüttelten wir uns die langen Haare und bewässerten sie mit dem kühlen Regen. Wir rannten nun wieder durch die vielen Pfützen, spürten das Wasser an den Füßen. Der Regen ließ langsam nach. Zu Hause fotografierten wir den Riss im Himmel.
Jetzt sitzen wir hier, hören tolle Musik, schreiben diesen Text und erinnern uns an dieses unvergessliche Ereignis zurück. Draußen heult wieder der Regen. Wir genießen die Ruhe im Kerzenlicht.

Das Licht spiegelte sich auf unserem Weg.
Wolkenriss <3


Lydi und ich beim Haareschütteln :D




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen